Osthessen-Wetter Rückblick | Kein Tornado in Mackenzell am 09.08.2018

Die naturwissenschaftlichen Kartierungsarbeiten im Tornadoverdachtsfall Mackenzell vom 09.08.2018 sind abgeschlossen. Die Untersuchungsergebnisse zeigen eine schmale insgesamt konvergente Schneise mit einer primären Breite von 35 m (sekundär bis 70 m) und eine Schneisenlänge von 0,78 km. Auffällig hierbei die stärksten Sturmschäden im Nüsttal vor Mackenzell an einem Weidenbestand.

Kartographisch fehlen insgesamt tornadische Inflow-Windfelder (von weiter ausserhalb zum Schneisenmittelpunkt gerichtete Winde) im rechten und vorallem im linken Schneisenbereich sowie durchweg linksseitig Verfrachtungen im kompletten Schneisenverlauf. Der Schneisenmittelpunkt zeigt sich kleinräumig, klar strukturiert mit bodengebundenen zyklonalen Rotationswinden, die nicht tornadischen Ursprungs sind und klare Merkmale eines natürlichen Böenfrontwirbel aufweisen. Die Bodenkonvergenz im Wasserbiotop und Weidenbestand der Nüst wurde in Zugrichtung linksseitig mit 90° und rechtsseitig auf 25° vermessen. Die Zugrichtung wurde auf 65° Nordost vermessen.

Was berichten Augenzeugen und Bewohner aus Mackenzell ? Mindestens drei Augenzeugen sprechen deutlich von einem Wirbelsturm mit vertikaler Rotationsachse im regenfreien Bereich. Die Rotation im Luftwirbel konnte durch aufgenommenen Staub, sowie Blätter und Äste beobachtet werden. Diese trat laut Augenzeugen eng begrenzt zwischen dem Fahrradweg nach Nüst und dem Ortskern von Mackenzell im Bereich des Sportplatzes auf und löste sich in Richtung Forstbestand „Die Hardt“ auf. Interessanter Weise spricht ein weiterer Augenzeuge gleichzeitig von horizontaler Rotation in Form einer Böenwalze.

Das Schadensereignis können wir daher wie folgt meteorologisch zuordnen:
Am 09.08.2018 um 16:32 CEST entstand durch das Tiefdruckgebiet Oriana zwischen Nüst und Rückers eine ausgeprägte Böenfront mit bodengebundenem Staubsturm in nordöstlicher Ausdehnung. Im rechten Randbereich der Böenfront bildete sich gegen 16:41 CEST im Nüsttal vor Mackenzell ein Böenfrontwirbel (Gustnado) im regenfreien Bereich. In Tallage an dem Bachlauf Nüst zerstörte der Böenfrontwirbel mehrere Weiden und zog über den Sportplatz weiter durch Mackenzell. Zwischen der Kirche und dem Tegutmarkt löste sich der Gustnado wieder auf, dies zeigen die Kartierungen im Forstbestand „Die Hardt“ (nur einzelne vom Sturm gebrochene größere Eichenäste wurden kartiert). Im Neubaugebiet Mackenzell in Richtung Hünfeld wurden weitere Sturmschäden kartiert, die jedoch geradlinige Winde der Böenfront selbst in nordöstliche Richtungen aufweisen.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*